Richtige Partei für dich? Schwierig – aber ja.

Vonadmin

13. Juli 2025

Gerade fragen einige – und ich selbst auch: Ist das eigentlich noch die richtige Partei für dich?

Schwierig – aber ja.

Ich bleibe in der SPD. Nicht aus Gewohnheit – sondern weil ich an die Idee der sozialen Demokratie glaube. Weil ich überzeugt bin: Diese Partei kann wieder für soziale Gerechtigkeit stehen – wenn sie den Mut dazu hat.

Oft höre ich: Warum bist du eigentlich noch in der SPD, wenn du sie so kritisch siehst?

Meine Antwort: Weil ich nicht einfach wegschauen oder weglaufen will. Weil ich etwas verändern will – von innen. Ich habe gegen den Koalitionsvertrag gestimmt und damals gesagt: Ich werde diese Regierung kritisch begleiten. Und genau das tue ich. Denn vieles von dem, was ich befürchtet habe, tritt jetzt ein.

Ich bin nicht auf Bundesebene, sondern auf kommunaler Ebene aktiv – in einer Großstadt im Herzen des Ruhrgebiets. Einer Metropole, die eh und je an die Sozialdemokratie geglaubt hat. Aber hier haben wir Vertrauen verloren – und das bekommen wir Tag für Tag direkt von den Leuten zu spüren. Es ist klar: So sehr wir uns vor Ort anstrengen – Bundesthemen überschatten alles.

Ich spüre – wie viele in meiner Schicht –, dass die SPD uns zunehmend im Stich lässt. Ich komme aus einem Milieu, das oft vergessen wird. In meiner Schicht – typisches, vielleicht klischeehaftes Arbeiterkind eben – wachsen Frust und Entfremdung. Früher hat man SPD gewählt, weil es klar war. Heute fragen viele: Wozu eigentlich noch?

Wenn die SPD die Senkung der Körperschaftsteuer mitträgt – also Entlastungen für große Unternehmen ermöglicht –, während gleichzeitig Strom für Handwerker, kleine Betriebe und ganz normale Haushalte teuer bleibt, dann frage ich mich: Wo bleibt da die soziale Balance?

Wenn Kompromisse wie beim Familiennachzug still und ohne öffentliche Debatte hingenommen werden. Wenn der Mindestlohn als Erfolg gefeiert wird, obwohl er real längst nicht mehr vor Armut schützt. Und wenn die SPD es nicht schafft, eine eigene Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht durchzusetzen – trotz Absprachen mit den Konservativen – dann stellt sich doch die Frage: Wer regiert hier eigentlich wen?

Ich verlasse die SPD nicht – aber ich fühle mich von ihr verlassen.

Die Sozialdemokratie muss sich entscheiden: Will sie wirklich noch die Partei der arbeitenden Mitte, der Familien, der sozial Engagierten sein? Oder will sie weiter Kompromiss um Kompromiss eingehen, ohne klare Linie, ohne erkennbare Überzeugung?

Sie braucht wieder Haltung. Mut zur Debatte. Eine Vision, die mehr ist als Verwaltungsroutine. Sie muss wieder Leidenschaft ausstrahlen, Konflikte führen – und nicht vermeiden. Denn wer alles offenlässt, bietet am Ende niemandem Halt.

Ob die derzeit führenden Sozialdemokrat:innen das noch wollen?

Ich hoffe es. Denn wenn wir selbst aufhören, für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen – wer soll es dann tun?

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